Projekt zur Sucht- und Gewaltprävention am Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium Heilbronn durch Polizeioberkommissar Peter Lorenz im November 2020
Die Aufgaben und Verantwortlichkeiten von Schule haben sich in den letzten Jahren massiv verändert und erweitert. Mussten Lehrkräfte lange Zeit in erster Linie „nur“ unterrichten, bewerten und beraten, muss Schule heute zusätzlich zu ihrem Kerngeschäft viele Eltern bei der Vermittlung von Lebenskompetenz unterstützen.
Sucht- und Gewaltprävention sind in diesem Zusammenhang wichtige Aufgaben von Schulen geworden. Als Lehrer und Schulleiter, der seit 1986 viele Schülergenerationen erlebt hat, beunruhigt mich eine stetig steigende Anzahl an Schülerinnen und Schülern mit Verhaltensauffälligkeiten und seelischen Störungen, beunruhigt mich eine deutlich geringer gewordene Fähigkeit zur Bewältigung der tagtäglichen Herausforderungen, zur Resilienz. Diese Entwicklung bereitet auch vielen Erziehungswissenschaftlern Sorge. In der Forschung werden aus diesem Grund als Lösungsansatz verstärkt Gelingensbedingungen der kindlichen Entwicklung untersucht. Die Ausbildung und Erhaltung der seelischen Gesundheit unserer Kinder spielt hier ganz eine entscheidende Rolle.
„Der wesentliche Schutzfaktor, der am stärksten zu einer gelingenden Entwicklung beiträgt und viele Risikofaktoren abpuffern kann, ist eine stabile, wertschätzende, emotional warme Beziehung zu einer (erwachsenen) Bezugsperson“1. Prof. Dr. Fröhlich-Gildhoff spricht mit diesen Worten in erster Linie Eltern an, auch wenn in vielen Fällen Lehrkräfte in diesem Zusammenhang durchaus auch eine Rolle spielen.
Was Schule allerdings wirklich gut kann und immer intensiver betreibt, ist eine Unterstützung bei der Herausbildung der Resilienz unserer Schülerinnen und Schüler, also die Stärkung der „psychischen Widerstandsfähigkeit gegenüber biologischen, psychologischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken.“ 2
Aus dieser Gemengelage ist im Jahr 2011 das Projekt „stark.stärker.WIR!“ aus einer Zusammenarbeit des baden-württembergischen Kultusministeriums mit dem Innenministerium entstanden und im Schulcurriculum für weiterführende Schulen verankert worden. „Herausforderung Gewalt“ und „Verklickt“ sind zwei Workshops, die in Zusammenhang mit „stark.stärker.WIR!“ entstanden sind und am Elly regelmäßig für und mit Schülerinnen und Schülern aus der Unterstufe durchgeführt werden.
Am Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium führt Polizeioberkommissar Peter Lorenz vom Referat Heilbronn des Heilbronner Polizeipräsidiums seit zehn Jahren dieses Projekt in den Jahrgängen 5 und 6 mit größtem Erfolg durch. Lorenz hält Präventionsarbeit an Schulen für „eine der wichtigsten Kernaufgaben der Polizei“, sozusagen für einen „Dienst am Kunden.“ Intensiv diskutiert er mit den Kindern Themen wie „Digitale Medien und Cybermobbing“, „Gefahren und Abzockfallen im Internet“, „Gefahren und Risiken mit WhatsApp“ oder das „Recht am eigenen Bild“.
In seinen jeweils eintägigen Workshops mit den einzelnen Klassen legt er größten Wert darauf, die Kinder für die vielfältigen Gefahren und Risiken, „welche durch Gewalt und sorglosen Umgang mit dem Internet entstehen, zu sensibilisieren und zum Nachdenken anzuregen. Letztendlich sollen dadurch Straftaten verhindert werden.“
Ausgesprochen positiv das Feedback der Schülerinnen und Schüler: Von „man hat viel gelernt“ über „ich weiß jetzt, was ich gegen Cybermobbing tun kann“, zu „spannend, die Zeit verging schnell“ – unsere Schüler nehmen viele Informationen mit nach Hause.
Als Weltethos-Schule passt Präventionsarbeit ausgezeichnet in unser Portfolio, ist uns eine Schulkultur wichtig, die Kindern und ihren Lehrkräften einen positiv-fördernden Erfahrungsraum ermöglicht.
Am Elly sind wir davon überzeugt, dass unser Schulprofil, das klar definierte Normen und Werte vermittelt und lebt, ein Identifikationsmuster bietet und somit die Motivation und das Wohlbefinden unserer Schülerschaft stärkt.
OStD Christoph Zänglein
- Schulleiter -
- Klaus Fröhlich-Gildhoff, Einführung in den Präventionsgedanken, zitiert nach: http://praevention-in-der-schule-bw.de/,Lde/Startseite/Medien/Handreichung+stark_staerker_WIR_, aufgerufen am 24.11.2020
- C. Wustmann, Resilienz. Widerstandsfähigkeit von Kindern in Tageseinrichtungen fördern, Weilheim 2004, S. 18