Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, das im Jahr 1992 begann. Mit im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die quadratischen Messingtafeln mit abgerundeten Ecken und Kanten sind mit von Hand eingeschlagenen Lettern beschriftet und werden meist vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der NS-Opfer in das Pflaster des Gehwegs eingelassen.
Stolpersteine wurden nicht nur in Deutschland, sondern auch in 23 weiteren europäischen Ländern verlegt.
Die Stolpersteine sind das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Lokale Initiativen recherchieren die biografischen Informationen, die als Grundlage für die Inschrift der Stolpersteine dienen. In Heilbronn gibt es unter Leitung des Stadtarchivs Heilbronn eine Stolpersteininitiative, die jedem offen steht, meist tragen Lehrerinnen und Lehrer das Projekt in ihre Schulklassen, sodass interessierte Schülerinnen und Schüler die Recherchearbeit, Dokumentation, Abfassung der Inschriften sowie die Gestaltung der jeweiligen Verlegezeremonie übernehmen. Monatlich gibt es einen „Runden Tisch“, auf dem etwaige Probleme angesprochen werden und ein Austausch über die Fortschritte der Recherchen stattfindet.
Im Schuljahr 2022/23 beteiligten sich Georg Darscht, Immanuel Körmann und Suzan Sagel aus dem zweistündigen Geschichte-Kurs Kl. 11 (Herr Breitschwerdt) am Stolpersteinprojekt und recherchierten vier Biografien: Wolff, Margareta, Erna und Ruth Landsberger. Den drei Töchtern gelang Ende der 1930er Jahre die Flucht in die USA, Wolff Landsberger jedoch wurde 1939 in das sog. „Judenhaus“ in der Badstraße 10 umgesiedelt, dann in das KZ Haigerloch. Am 23. August 1942 erfolgte Wolff Landsbergers Deportation nach Theresienstadt, von dort aus kam er am 26. September 1942 nach Treblinka. Dort wurde Wolff Landsberger ermordet.
Die vier Stolpersteine für Familie Landsberger wurden am 29. Juni 2023 in der Oststr. 114 von Suzan, Georg und Immanuel selbst verlegt, anwesend waren weitere Mitglieder der Heilbronner Stolpersteininitiative und interessierte Bürgerinnen und Bürger. Außerdem wurden die Biografien der Familie Landsberger vorgetragen. Die überaus würdige Verlegung wurde mit dem Niederlegen von vier weißen Rosen beschlossen, einem einfühlsamen Zeichen von gelebter Erinnerungskultur.
Die bisher in Heilbronn verlegten Stolpersteine sind auf der Homepage der Heilbronner Stolpersteininitiative
zu sehen.
Jens Breitschwerdt
"Die Recherche beim Stolpersteinprojekt hat uns als Personen sehr bewegt. Oftmals wird vergessen, wie wichtig es ist auch heute noch an die Opfer des NS-Regimes zu gedenken und ihren individuellen Geschichten nachzugehen. Sie alle verdienen es gehört zu werden anstatt in Akten als bloße Zahlen unterzugehen. Eben dies lag uns am Herzen und war mit einer der Gründe, weshalb wir uns dazu entschieden hatten, an dem Projekt teilzunehmen.
Aber was uns vor allem bei diesem Projekt bewegt hat, war, dass durch solch ein Projekt, ein würdiges Gedenken für die Opfer des NS-Regimes geschaffen wird. Dadurch wird ein Mahnmal geschaffen, um auch in Zukunft gegen die Beschönigung bzw. Glorifizierung der NS-Ideologie zu kämpfen. Für uns persönlich ist es nicht mehr "nur" ein Stein, an dem wir vorbeilaufen, wir kennen jetzt auch den Aufwand, der hinter diesem
Stein steckt.
Außerdem durften wir die Person und seine Familie, Wolff Landsberger, für den der Stein gemacht worden ist, kennenlernen, weswegen diese Steine für uns eine viel größere Bedeutung haben. Außerdem war das persönliche Verlegen des Steins für uns eine sehr emotionale Erfahrung, da wir diesen mit unseren eigenen Händen in den Boden platziert haben.
Suzan Sagel, Immanuel Körmann, Georg Darscht, Jahrgangsstufe 1"